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Demokratie
 

Erziehung des Menschen zum einheitlichen Ganzen

Kurt Wolfgang Ringel

„Das Projekt von Andreas (Krödel) habe ich schon mehrmals begrüßt. Ich möchte aber vorschlagen, das Projekt nicht allzu sehr auf die Geschichte der Freidenker zu fokussieren. Traditionsgebunden sind die meisten Freidenker ohnehin. Doch mir scheint, zu wenig wird reflektiert, wie sich im Bereich der Aufmerksamkeit von Freidenkern die Szene entwickelt hat, denn alles entwickelt sich.“ [1]
  
Liebe Leserinnen, liebe Leser,

Sie werden sicher wissen wollen, warum ich den Plan zu unseren Plan undeklariert habe.

Hier gehe ich von dem Einwurf des Rainer Thiel aus. Unser Plan ist ja, die Menschen zu verändern; indem wir die Menschen menschlicher machen. Das gelingt uns aber nur, wenn wir möglichst viele Menschen an ihren eigenen Zuständen und Problemen interessieren. Denn ein Mensch, der die Freiheit nicht kennt, geschweige sie kennen gelernt hat, der wird sie nicht zu schätzen wissen. Noch wird er sich für die Freiheit einsetzen.

Betrachten wir die Menschheit, sie ist, soweit wir die Geschichte zurück verfolgen können, in unterschiedliche Parts aufgeteilt. Ursachen dafür sind einmal natürliche Ursachen, die die Menschen prägen. Die Lebensweise von Menschen am Meer ist eine andere als im Gebirge. Und durch die Entwicklung der Kultur entstanden kulturellen Parteien. In ihnen kommen die unterschiedlichsten Gruppeninteressen zum Ausdruck. Alles wäre nicht kritisch, wenn nicht durch die enorm gewachsene kulturelle Differenzierung der Menschheit die Lösung von globalen Problemen schwieriger geworden ist. Die Menschheit ist in Ideologien, Religionen, Interessen u. a. aufgesplittet. *) Wichtig ist doch, dass trotz dieser Divergenz die Menschheit gemeinsam handelt, um die dringenden Probleme unserer Zeit zu lösen.
Wer die Probleme aller Menschen lösen will, der muss alle Menschen einbeziehen bei der Lösung der verantwortungsvollen Aufgabe. Das heißt doch nichts anderes, um die globalen Probleme zu lösen, müssen wir alles auf einen für alle verbindlichen Level zurückführen. Auf den Level Mensch! So wie es nicht möglich ist, katholisch, evangelisch oder atheistisch zu turnen, ebenso gibt es keine muslimische, katholische oder sonst welche Lösung ökologischer Probleme, sondern nur eine, DIE MENSCHLICHE!

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

Deshalb gehe ich von dem Gedanken aus: Zwar mögen wir organisatorisch unterschiedlich sein, Atheisten, Sozialisten, Kommunisten, und ich ziehe auch die fortschrittlichen Christen, die barmherzigen Samariter, mit ein. Unsere Aufgabe ist es nicht, das jede Klientel die Menschen zu ihrem ideologischen Viertel erzieht. Nein, ganz gleich, welcher Couleur wir angehören, unsere Aufgabe ist es, Menschen zu Menschen zu erziehen. Das zeichnet einen jeden fortschrittlichen Part (Partei, Organisation, Verein, Klasse etc.) aus. Und alle, die dieses Kriterium nicht erfüllen und die ihm entgegenarbeiten, bezeichne ich als konservativ, bzw. als reaktionär. Aber der Charakter einer jeden Klientel, die Menschen zu Menschen erziehen will, muss selbst menschlich sein.

Betrachte ich die Geschichte, so sollten im Sozialismus alle Menschen Sozialisten werden, und selbstverständlich gute dazu. Das hat Parallelen in der Geschichte der Religionen. Das Christentum wollte z. B. ausnahmslos alle Menschen zu Christen missionieren. Was herausgekommen ist, wissen wir. Aus diesen Verhältnissen heraus entwickelte sich das Mitläufertum. Heuchelei und Lügen wurden so Jahrhunderte hindurch gezüchtet, vermehrt und vererbt. Nur wurden die Menschen keine Menschen im Sinne der Aufklärung Immanuel. Kants geworden. Kaum waren die Menschen einer Bevormundung entronnen, wurden sie unter die nächste gezwungen. Und Strömungen und Bewegungen, die angetreten waren, die Menschheit zu befreien, versandeten im Bereich von Dogmen.

Das Wort menschliche Freiheit verkommt zur Floskel, wenn die Menschen nicht über selbst bestimmen dürfen und können. In einem Leserbrief habe ich mal geschrieben, das der beste Christ der ungläubige Thomas ist, weil er nicht alles stumm und unkritisch in sich hineinfrisst. Er prüft, was er hört und sieht, er will die Wahrheit. Das gleiche gilt analog auch für Atheisten und Sozialisten. Wie sagte es doch Garibaldi?
"Ein Mensch lebt, um den Massen nützlich zu sein. Und der Wert eines Menschen wird bestimmt durch den Nutzen, den er seinen Mitmenschen bringt. Geboren werden, leben, essen, trinken und schließlich sterben - das kann auch ein Insekt." - [2] Ein Mensch will und darf sich aber nicht vorschreiben lassen, wie und wo er nützlich sein kann und darf. Er will und soll selbst entscheiden. „Frei ist, wem Freie willig folgen. Wer gewohnt ist, über Menschen zu herrschen, ist selbst ein entlaufener Sklave.“ [3] Frei ist aber nur, wer selber denkt.

Der Mensch muss deshalb seine Ideen selbst weiter entwickeln können, aber er muss auch fähig sein, als falsch erkannte Gedanken und Vorstellungen zu verwerfen. Ideologien aber können wie Inseln sein, wenn Menschen durch diese von dem realen Leben ausgegrenzt werden. Die betroffenen Menschen leben somit auf Inseln, ohne an der Lösung der eigenen Probleme mitarbeiten zu können.

 

QUELLEN:

[1] Mail von Rainer Thiel auf der freidenker-ml-bounces@listi.jpberlin.de am 5. Juli 2011
[2] Giuseppe Garibaldi (1807-1882), italienischer Nationalheld, Freiheitskämpfer
[3] Autor ist mir unbekannt

*) Stellen Sie sich bitte einen Karren vor, der von der Stelle bewegt werden soll. Ein Fisch, ein Esel und ein Vogel bemühen sich redlich. Nur der Karren steht noch heute unbewegt an der gleichen Stelle. So passiert es, wenn es jeden in seine Richtung zieht.
Ich wünsche uns allen ein sommerliches und nachdenkliches Wochenende, und ein Gutes Gelingen bei allen verantwortungsvollen Aufgaben.

  
PS.:

ABSTAMMUNG
"Es ist nicht wichtig, ob der Mensch vom Affen abstammt. Viel wichtiger ist, dass er nicht wieder dorthin zurückkehrt."
* Richard Wagner (1813 – 1883), deutscher Komponist *

 

 

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